07. Januar 2022
UNAUFGEFORDERTE WERBUNG
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
Sechs Jahre hat es gebraucht, sechs lange Jahre, um Adeles neues Album 30 endlich in Händen halten zu können. Wie ein Phönix aus der Asche hat sich die vom Schicksal drangsalierte Popularmusikerin auf einem beschwerlichen, hindernisreichen Weg wieder an die Speerspitze ihrer musikalisch einzigartigen Karriere zurückgekämpft.
Persönliche Niederlagen, eine zerbrochene Ehe, ein Kind zwischen den Stühlen des elterlichen Scherbenhaufens und eine weltberühmte Entertainerin, die ihre Wunden in der geschützten Umgebung ihrer vier privaten Wände erst mal heilen musste, haben so zu der Entstehung eines der wohl intimsten Alben der Soulsängerin geführt.
Stolz, erstarkt und scheinbar wieder ganz mit sich und der Welt im Reinen steht Adele wie eine Primadonna an diesem lauen Sommerabend auf der Bühne vor dem Grifith Observatory, einer der höchstgelegenen Aussichtspunkte hoch über der amerikanischen Millionenstadt Los Angeles und performt im ausgewählten Kreis ihrer engsten Freunde ihr erstes Konzert seit ihrer persönlichen Krise.
In einem eleganten, schwarzen Abendkleid, in dem Adele wie eine Operndiva wirkt, betritt die britische Soulinterpretin mit der junonischen Silhouette den außergewöhnlich festlichen Rahmen unter freiem Himmel.
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
Bis über beide Ohren strahlend sprudelt es gleich zu Beginn des Konzerts nur so aus der Sängerin heraus, wohl auch aus Erleichterung und Freude, die Bretter der Bühnenwelt nach so langer Abstinenz endlich wieder betreten zu können.
Scherzend findet die Souldiva ein paar einleitende Begrüßungsworte, bevor sie sich mit " Hello From The Other Side" ihr Publikum sofort im Sturm erobert.
Mit diesem Hit hat Adele zu Beginn ihrer kometenhaften Karriere Brücken gebaut, anderen Kraft gegeben und ihre Stimme selbstbewusst und selbstbestimmt erhoben. Auch wenn sie sechs Jahre von der Bildfläche verschwunden war, ist die Sängerin an diesem Abend im Hier und Jetzt so präsent wie vielleicht noch nie zuvor.
Ihr "Hello" ist so herausfordernd aufmerksamkeitswirksam und voller positiver Energie, dass man einfach zuhören muss und hinhören will.
Adele ist wieder zurück und das mit einer vor Kraft strotzenden Bühnenpräsenz und aus tiefster Seele röhrenden Stimmgewalt, die tatsächlich auch von ganz weit her oder um es mit Adeles Lyrics zu benennen "From The Other Side" demonstrativ hörbar in jedes Bewusstsein vordringt.
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
Dass Adeles Songs persönlichen Tiefgang haben, emotional intensiv und charakterlich gehaltvoll sind, ist unumstritten, schreibt sich die Singer-Songwriterin ihren Frust, ihre Trauer, ihre Verletzungen und unverarbeiteten Traumata so offen und ehrlich von der Seele, dass man sich so gut in ihre musikalische Welt hineinfühlen kann, als wäre sie einem eigens auf den Leib geschrieben worden.
Und so plaudert Adele in der konzertanten Dokumentation, die sie fernab des musikalischen Gigs in den Garten Edens der Showmasterin Oprah Winfrey entführt, transparent und absolut ehrlich aus dem Nähkästchen ihrer privaten Verfehlungen. Dabei lässt sie auch nicht die familiären Details ihrer zerrütteten Kindheit aus.
Von ihrer verkorksten, beziehungsarmen Jugend, ihrem alkoholabhängigen Vater und den Wunden, die durch die väterliche Lieblosigkeit gerissen wurden, schlägt Adele einen weiten Bogen bis hin zu ihrer Ehe, die sie um ihrer Selbstrettung willen nicht aufrecht erhalten konnte.
Alles, was Adele im Interview gelöst, frei und reflektiert von sich gibt, singt sie sich ebenso gefühlsecht und ausdrucksstark in jedem einzelnen ihrer selbstkomponierten Lieder von der Seele.
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
Dafür hat das Ausnahmetalent mit der samtweichen, leicht angerauten Soulstimme in jungen Jahren einfach zu viel durchgemacht, als das ihr die musikpoetische Substanz, mit der sie tiefschürfende Wunden pragmatisch heilungswirksam verarztet, ausginge.
Allem Schmerz zum Trotz gibt es aber auch die kämpferische, lebensbejahende, selbstherausfordernde Seite der Sängerin. Sanfte, melancholische Balladen weichen rockigen Sounds, die sich peitschend ihren Weg in die nachtblauen Himmel ebnen.
Adele verzaubert als Heldin, Emanze und musikalisches Energiebündel genauso wie als zarte, verletzbare Romantikerin, die mitmenschliche Warmherzigkeit versprüht.
So kommt es, dass sie für ein verliebt-verlobtes Pärchen "Make You Feel My Love" zum Besten gibt und sich so sehr über ihre gelungene Überraschung freut, dass sie sich während ihrer Performance vor Freude kaum mehr einkriegen kann.
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
©Adeles Konzert Grifith Observatory 2022 / ARD
Vom James Bond Klassiker "Skyfall" bis hin zu "You Could Have Had It All" finden auch die neuen Songs aus der aktuellen CD-Einspielung frenetischen Anklang beim Publikum.
Mit "Easy On Me" reflektiert die Sängerin ihr Leben, singt von Selbstliebe und der Gabe, sich Fehler verzeihen zu können - und das alles mit einer elektrisierenden Stimme, die nicht perfekt auf den Punkt ist, sondern stellenweise sogar so gebrochen resonniert, dass sie tiefe Rückschlüsse auf das seelische Befinden der Soulsängerin gibt.
Mit der CD-Auskoppelung " Love Is A Game" beschließt Adele den Abend. Ein zirpendes Geigenintro, das romantisch flimmernd durch die nostalgiegeschwängerte Nummer trägt, lässt pure Sentimentalität und die Erinnerung an einst gebrochene, längst verheilte Herzen aufkommen.
Poetisch klangvoll, stimmlich farbensatt und unverwechselbar endet Adeles Auftritt unterm funkelnden Sternenhimmel. Nicht eine Zugabe wird dem Publikum zuteil.
Doch die braucht es auch nicht, denn Adele hat an diesem unvergesslichen Abend bereits alles gegeben, was in ihrer musikalischen Macht stand.
30 ist das neue Album der Ausnahmekünstlerin Adele. Die britische Soulsängerin, die mit "Hello From The Other Side" ihren großen Durchbruch im Popbusiness feierte, kommt nun wie ein Phönix aus der Asche mit 12 neuen Kompositionen zurück.
Einer persönlichen Krise die Stirn bietend, erzählen die Songs der Souldiva von Kindheitsverletzungen, zerbrochener Liebe und der Suche nach der eigenen Identität - offen, ungeschönt und schonungslos ehrlich.
©Vevo / über youtube zur Verfügung gestellt
"Easy On Me" ist die neue Single-Auskoppelung aus Adeles Album 30 - ein offenes, schonungsloses musikalisches Geständnis einer verletzbaren Frau, die kein Blatt vor den Mund nimmt.