Jonas Kaufmann arios unterwegs im Eiffel Art Studios Park in Budapest

19. August 2020

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Nagy Attila / Eiffel Art Studios Park Budapest

Seit 2013 hatte das ungarische Publikum keine einzige Arie aus dem Munde des deutschen Tenors Jonas Kaufmann live & unplugged zu hören bekommen. Mit der Neueröffnung des während der Corona-Pandemie eilig hochgezogenen Eiffel Art Studios Park in Budapest ist dieser arios konzertante Genuss nun wieder vollumfänglich erleb- und hörbar.

 

Und so singt der Tenorissimo der Tenöre zur festlichen Einweihung an diesem Abend ein Arien-Repertoire der ersten Güteklasse, das nicht nur seinen einzigartigen Klangschmelz aufs Prägnanteste hervorhebt, sondern auch seine Paraderollen aus italienischen und französischen Opern meisterhafter Komponisten markiert.

 

Auf seiner Reise in die zauberhaften Gefilde romantischer und teils verismolastiger Tonalwelten erlebt man an diesem sternklaren Sommerabend im August auch die Dolce Vita überzuckerten Schmonzetten der Lucio Dallas und Nino Rotas, derer sich der italophile Gesangsakrobat vokal genüsslich hingibt.

 

Erfüllt von einer Sehnsucht nach kulturellem Erleben, umfängt ein ungebändigt stürmischer Applausregen gleich nach dem ersten orchestralen Vorspiel aus Mascagnis Cavalleria rusticana den umschwärmten Tenor.

 

Gut gelaunt und in gelöster Stimmung singt dieser sich mit "Mama, quel vino è generoso" leidenschaftlich in die tragödienreiche Welt der "Cavalleria rusticana".

 

Dabei wird einem relativ schnell warm ums Herz, denn der schokoladensamtige Schmelz, die schaustellerische Präsenz und die unwiderstehliche Strahlkraft des Ausnahmekünstlers umschmeicheln die Sinne, fungieren als Stimulus für die Seele und lassen die Zuhörer in Gedanken weit fort an Sehnsuchtsorten schwelgen, in denen sich Raum und Zeit wie just die vollmundig tönende Luft in dieser odorgeschwängerten Sommernacht auf das Angenehmste verflüchtigen.

 

Sanft geht ein leichtes Lüftchen durch die Reihen, erreicht die Bühne, verheddert sich in der üppigen Lockenpracht des Künstlers und bringt diese keck wippend zum Tanzen. Was für ein ausnahmsloser Kitsch!

 

Zusammen mit dem romantischen Open-Air-Ambiente, der strahlenden Sternenpracht am Himmel und den süffig melodiösen Arien könnte diese spektakelverklärende Momentaufnahme glatt als Vorlage für einen triefend schmalzigen Liebesroman dienen.

 

Doch dieser verzaubernde Abend ist ganz einfach eine äußerst gelungene Melange eines unverwechselbaren Konzertereignisses, das mit der Fantasie und den Sinnen des Auditoriums liebäugelt und letzten Endes damit sogar spielt.

 

    ©Nagy Attila / Eiffel Art Studios Park Budapest

Was wäre denn auch ein typisches Jonas Kaufmann Konzert ohne diesen klitzekleinen Schuss romantischer Illusion?

 

Nach Bizets "La fleur que tu m´avais j´etée" und einem instrumentalen Intermezzo aus Verdis "La forza del destino", mäandert der Arienfluss von einer rauschenden Klangwoge zur nächsten, bricht sich im Licht der hell strahlenden Tenorstimme, strömt weiter von einer schönen Kantilene zur nächsten und zerberstet höhepunktreif in Verdis Arie "Nessun dorma" in gefühlt tausend schillernde Klangfacetten.

 

Dabei führt Jonas Kaufmann sein Vokalinstrument mit absoluter "Pinpoint" Intonation sicher durch ambitusreiche Registertiefen und Höhen.

 

Mit seiner tief durchsättigten Bruststimme, die so baritonal dunkel und gaumenrund ins Auditorium resoniert, verebben die letzten Töne von "Oh, souverain" aus heroisch kraftvollen Höhen in leiseste diminuierende Pianissimi.

 

©Nagy Attila / Eiffel Art Studios Park Budapest

Das erotischste Flüstern kann somit rein gar nichts gegen diese hauchzarten stimmlichen Verführungskünste Kaufmanns ausrichten, insbesondere dann nicht, wenn Puccinis verzweifelt leidvolle Arie "E lucevan le stelle" mit im Spiel ist.

 

So ein beseelter Schöngesang, der durch reinste Piani, perfekte Phrasierungen und luftig leichte Falsetti, besticht und gleichermaßen wundersam, balsamisch und entrückt melancholisch verhallt, kann nicht von dieser Welt sein.

 

Zumindest singt kein anderer Interpret des lyrischen Fachs dieses Meisterstück mit so einer absoluten Hingabe, wie es Jonas Kaufmann immer und immer wieder aufs Neue tut - und das oftmals als "Encore" auch während einer laufenden Opernvorstellung, sowie es bereits in der Wiener Tosca vor ein paar Jahren der Fall war.

 

Kaufmanns inoffizielles Markenzeichen scheint just diese Arie zu sein, die mittlerweile vielleicht sogar zum Ausdruck seiner stimmlichen Versatilität geworden ist, verlangt sie doch einem Tenor absolute Versiertheit in fast allen vokalparametrischen Aspekten ab.

 

©Nagy Attila / Eiffel Art Studios Park Budapest

Kaum, dass diese Arie ihren Weg in die Umlaufbahn der sternenklaren Nacht gefunden hat, peitscht auch schon der Applaus des Publikums in die kurzweilige Stille wie ein mittelschwerer Hagelregen.

 

Die Budapester sind schwer auf ihren Sitzplätzen zu halten. Noch während die überschwappende Freude der Konzertbesucher lautstark gegen die Bühnenrampe klatscht, schwingt auch schon der Dirigent Jochen Rieder seinen Taktstock, um mit Puccinis "La Tragenda" wieder die Musik regieren zu lassen.

 

Und wie er das tut! Vielleicht ein wenig zu forsch, zumindest aber in einer Manier, die laut tönend die ganze Open-Air Fläche dynamisch vereinnahmt.

 

Als die leidenschaftliche Schnulzenummer "Catari, Catari" aus Kaufmanns Mund erklingt, beginnt der Letzte und wohl romantischste Teil des verzaubernd schönen Abends. Von den Arien gut gesättigt, stimmen nun italienische Gassenhauer auf eine Reise in den Süden ein.

 

Dort, wo die Zypressen stehen, irgendwo am blauen Meer, dort wähnt man sich in einer kleinen Taverne, nur beschallt von der sonoren Stimme des Tenors, der sich voll und ganz auf deren virile Ausstrahlung versteht.

 

Den krönenden Abschluss eines nicht enden sollenden Konzertevents bilden zu fortgeschrittener Stunde "Du bist die Welt für mich", ein 20er-Jahre Hit der goldenen Pop-Ära Berlins und " der Operettenklassiker "Dein ist mein ganzes Herz" des ungarischen Komponisten Franz Léhar.

 

Ganz klar, dass den Ungarn das Herz bei ihrem Heimatkomponisten schier aufgeht und insbesondere dann, wenn ein deutscher Interpret dieses Sahnestück mit Inbrunst und leidenschaftlichen Temperament so formvollendet interpretiert, wie es Jonas Kaufmann nun eben mal tut.

 

Joi-Joi, Mama, was der Mann alles kann! Die lauten und leisen Töne, genauso wie die Zwischentöne. Wir lieben sie alle und ja…nach diesem rauschenden Fest der Wohlklänge ist aller unser Herz auch deines, Herr Tenorissimo!

     


©Parkfoglaló Gála Jonas Kaufmann / über youtube zur Verfügung gestellt

Einblicke in den neu eröffneten Eiffel Art Studios Park in Budapest bietet diese Video inklusive eines Interviews mit dem Startenor Jonas Kaufmann.


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