Rolando Villazóns beschwingtes Galakonzert zum 50. Geburtstag

23. Februar 2022

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Wolfgang Lienbacher / ORF

"Senõr 100.000 Volt" oder auch der "Mexikanische Wahnsinn", wie er so oft genannt wird, gibt just einen Tag vor seinem 50. Geburtstag ein Gala-Benefizkonzert in Salzburg.

 

Von keinem Geringeren als dem charismatischen Tausendsassa Rolando Villazón ist hier die Rede. Obgleich Feierlichkeiten im großen Stil nicht so ganz seine Stärke sind und er sich lieber im engen Kreis mit guten Freunden umgibt, macht die energiegeladene Frohnatur der Opernmanege zum runden "Cumpleaños" für den guten Zweck auch mal eine Ausnahme und lädt sich gerne Gäste ein - und zwar sehr enge Kollegen und Freunde aus dem Opernbusiness.

 

Als Intendant der Mozartwoche und frischgebackener Leiter des Salzburger Mozarteums soll die Stiftung aus den Konzerteinnahmen vom 21. Februar monetär unterstützt werden.

 

Welch schöneres Geburtstagsgeschenk kann man sich selber machen, wenn man weiß, wie beglückend und lohnend es ist, der Kunst, von der man als Sänger ständig genährt wird, auch einmal etwas zurückgeben zu können.

 

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Und welch schöneren Anlass kann es geben, als gemeinsam mit lieb gewonnenen Sängerkollegen ein Arienständchen nach dem anderen zu singen und die Laune auf der Bühne und im Publikum an den Siedepunkt überbordender Beschwingtheit zu bringen - alles wohlgemerkt für den guten Zweck, der im Fortbestehen der wohl schönsten Kunstform, der klassischen Musik, begründet liegt.

 

Einem bunten Potpourri gleich liest sich auch die Geburtstagsgästeliste von Señor Villazón.

 

Außergewöhnliche Sängerdarsteller wie Fatma Said, Charles Castronovo, Michael Volle, Plácido Domingo, Regula Mühlemann und Magdalene Kožená begleiten das Geburtstagskind auf seiner ariosen Reise durch die überwiegend heiteren, fröhlichen und von Sehnsucht und Liebe geprägten Musiklandschaften Mozarts, Rossinis, Verdis, Torrobas, de Curtis, Léhars und Denzas.

 

Gleich mit der komödiantischen Arie "Cosa Sento" aus "Le nozze di Figaro", wird Villazóns Lieblingskomponist Wolfgang Amadeus Mozart mit darstellerischem Geistesreichtum geehrt.

 

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Fatma Said und Michael Volle, die sich arios grandios in "Cosa Sento" schlagen, überzeugen mit ebenso ausgeprägt darstellerischem Esprit und einer wohldosierten Prise komödiantischer Finesse wie auch der mexikanische Tenor, der mit seinem überdreht frohgesinnten Charisma volltönend Gas gibt.

 

Eine vokale Schippe oben drauf legt da nur noch die Schweizer Sopranistin Regula Mühlemann, die als Rosina aus Gioachino Rossinis "Il Barbiere die Siviglia" in "Una voce poco" so viele höhenrauschreife Koloraturschleifen dreht, dass einem dabei ganz schwindelig wird.

 

Keck, kokett, aber dennoch gesanglich ein wenig befangen, insbesondere in den tieferen Registern, zeigt sich Frau Mühlemann an diesem Abend tatsächlich von ihrer koloraturstärksten Seite.

 

Der feinnuancierte Schöngesang perlt elastisch nur so über ihre zarten Lippen, verzaubert und kitzelt angenehm den Gehörgang, was man gleichermaßen von der ägyptischen Sopranistin Fatma Said behaupten kann.

 

Die nämlich bezirzt ihr Publikum mit wohl timbrierter, samtweicher Stimme in "Luisa Fernandas" Cállate, corazón. 

 

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Von einer beseelten Melancholie umhüllt und erfüllt von spanischen "Lagrimas", wird Saids Vokalinstrument zum Überbringer tiefster Gefühle, die sich in Chapis " Al pensar en el dueño de mis amores" nur noch intensivieren.

 

Immer wieder schluchzt es verklärt aus der zierlichen Sängerdarstellerin heraus und das mit einer irisierenden Strahlkraft, die magisch unter die Haut geht.

 

Überraschend präsentiert sich auch die ausdrucksstarke Interpretation von Torrobas "Amor, vida de mi vida", die kein anderer als Welttenor Plácido Domingo zum Leben erweckt und das mit einer unglaublich agilen und magnetisierenden Stimmpotenz, die man dem über 80-jährigen Tenor so gar nicht mehr zugetraut hätte.

 

Aus den Urtiefen bassbaritonaler Unverwüstlichkeit stimmt Michael Volle" Wenn ich einmal reich wär´" an. Am liebsten würde man jetzt aus vollem Herzen mitsingen, denn das "O je wi di wi di wi di wi di wi di wi di bum" geht einem ohrwurmtief ins Gehirn und somit nicht mehr aus dem Kopf.

 

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Nachdem Volle und Villazón das herrliche Duett "Dio, che nell'alma infondere amor" aus Verdis Oper Don Carlo bravourös und heldenhaft ins Auditorium geschmettert haben, die österreichische Moderatorin Barbara Rett mit ihrer eloquenten Anmoderation nahtlose Übergänge zu den musikalischen Einlagen schafft, steigert sich die einzigartige Geburtstagsfeier des mexikanischen Tenors zu einer ausgelassenen Soiree arioser Champagnerperlen.

 

Von der Oper geht es auf einen kurzen Abstecher in die Operette. Léhar lässt schwelgerisch grüßen mit seinen ach so "Schweigenden Lippen". Und auch De Curtis entführt das angetane Publikum mit "Non ti scordar di me" in das romantisierte Italien unserer Zeit.

 

Nur der Tenor Charles Castronovo bleibt dem dramatischen Opernfach an diesem Abend treu und singt sich in Verdis "Il corsaro" mit Tutto perea sorridere" in einen Aggregatzustand lamentierender Tristesse, was ihm mit tenoraler Brillanz, pinpoint phrasierter Akkuratesse und ausdauernd schönen Legati vollends gelingt.

 

Was will man mehr von so einem glanzvollen, vielseitigen Abend, der scheinbar die komplette Opernpalette arioser Schmankerln in nur eineinhalb Stunden aufzufahren gebietet.

 

Übervoll mit musikalischen Eindrücken, ausdrucksstarken Sängerdarstellern, besonderen Arien, in die man sich auch ohne Repertoirekenntnisse auf der Stelle verlieben kann, summt man die teilweise melodiös eingängigen Opern-Evergreens leidenschaftlich mit.

 

Zum Abschluss singen alle unisono Denzas "Funiculi, funiculá", so als ob das italienische Dolce Vita kein Halt mehr vor den weltuntergangsstimmenden Ereignissen machen würde.

 

Alles fließt, strömt und singt so berauscht, spritzig, froh gestimmt und ausgelassen heiter vor sich hin, dass man gar nicht mehr anders kann, als sich dieser harmonisch süffigen Liaison aus melodiösen Klangperlen hinzugeben.

 

Was für ein Geburtstag! Was für ein äußerst charmanter ¡Cincuentañero! Viva Rolando Villazón.


©Arte Concerts /Video über youtube zur Verfügung gestellt

Zusammen mit dem Welttenor Plácido Domingo stimmt der mexikanische Tausendsassa Rolando Villazón das melancholisch schöne "Se fue la ingrata" des spanischen Komponisten Emilio Arrieta an.


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