125 Jahre Deutsche Grammophon und Johanna Mallwitz gibt den Takt an!

07. Dezember 2023

Rubrik Konzert

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

125 Jahre Deutsche Grammophon - und Johanna Mallwitz gibt den Takt an. Besser könnte eine Jubiläumsfeier wohl nicht vonstatten gehen, als eben mit einer Dirigentin am Ruder des Konzerthausorchesters. Illustre Gäste,  Künstler sowieso komplementieren das musikalische Gesamtbild, dass den herrlich illuminierten Saal des Berliner Konzerthauses an diesem Abend über Gebühr zum Leuchten bringt.

 

Was für ein Festakt! Und gleich zum Auftakt wird Brahms Akademische Festouvertüre Op. 80 zum Besten gegeben. Johanna Mallwitz hat Schneid.

 

Das merkt man sofort. Mit ihrer juonischen Gestalt, die sie zu einer unübersehbaren Erscheinung am Dirigentenpult macht, animiert sie das Orchester kontinuierlich zu absoluter Höchstleistung.

 

Funkelnd blitzen ihre Augen, hellwach ist ihr Blick. Alle Aufmerksamkeit ist zu jeder Zeit auf das Orchester gerichtet. Auf den Punkt scheint ihr Dirigat zu sein und das in jeder Sekunde.

 

Eleganz vequickt sich hier mit ganz viel Disziplin und leidenschaftlicher Verve und ergießt sich Taktstock-versiert über das Orchester. Der musikalische Auftrag an die Instrumentalisten ist eindeutig und unverhandelbar, so resolut und direkt geht die Kommunikation der Chefdirigentin wortlos über die Bühne.

 

Diese Frau ist einfach nur "Wow"! Alles an ihr strahlt. Und mit genau diesem Charisma wirkt auch die Musik sprudelnd lebendig, voller Energie und magisch anziehend.

 

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

Diese fast schon überbordend positive Strahlkraft von Johanna Mallwitz überträgt sich auch beim Triple Concerto in C Major Op. 56 von Ludwig van Beethoven auf die drei Instrumentalisten, die jeweils aus Violine, Cello und Klavier das Optimum an musikalischer Spitzenleistung aus dem Werk Beethovens herausholen.

 

Bomsori, Kian Soltani und Rafal Blechacz, die als Shooting-Stars unter dem gelben Label der Deutschen Grammophon agieren, bringen ohne jeden Zweifel Temperament und musikalisches Feuer auf die Konzerthausbühne.

 

Virtuos und mit einer leidenschaftlichen Besessenheit werden waghalsige Läufe zu einer risikofreudigen Tour de Chance musikalischer Höhenflüge.

 

Auch wenn die drei jungen Künstler nicht abgehoben erscheinen, so glaubt man im Verlauf ihrer irre genialen Darbietung flink fliegende Finger sekundenschnell über sämtliche Saiten gleiten zu sehen. So schnell, wie die Finger an einem vorbeirauschen, kann man gar nicht gucken. Unfassbar, welch fingerfertiges Geschick zur Meisterschaft eines Virtuosen gehört.

 

Es macht unglaublich viel Spaß diesem waghalsig akrobatischem Spiel zuzuschauen, vom angenehmen Klangrausch mal ganz abgesehen. 

 

Besonders tief berührend und von makelloser Schönheit durchsetzt sind ebenfalls die "Lieder eines fahrenden Gesellen", die einst Gustav Mahler komponierte und die am heutigen Abend vom Südtiroler Bariton Andrè Schuen dargeboten werden.

 

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

Voluminös ist die Stimme des jugendlich strahlenden "Helden", der mit absolut tiefer Beseeltheit dem Liedzyklus Mahlers eine frische Nuance verleiht.

 

Als Liedsänger ist Schuen sowieso ein absoluter Hit, nicht nur, weil er mit seiner vollen, warm-timbrierten Bariton locker ganze Säle füllen kann, sondern auch, weil er es versteht, gestalterische Elemente mit einer vokalen Sogkraft zu versehen, die dem Lied Charakter, Tiefe und inhaltliche sowie emotionale Substanz verleihen.

 

Wer sich bereits mit Schuens Interpretation von Schuberts Schwanengesang befasst hat, weiß genau, wie gehaltvoll diese Musik ist und wie schwer es sein muss, bis auf den Kern der gesanglichen Erzählkunst dieses Liedzykluses vorzudringen:

 

Andrè Schuen allerdings ist darin ein absoluter Meister und beweist auch im Konzerthaus, dass er diesem Genre mehr als nur würdig und gewachsen ist.

 

Abschließend erlebt das Publikum noch zwei besondere musikalische Bonbons: Zum einen Ludwig van Beethovens Meeresstille und Glückliche Fahrt, Op. 112 mit dem RIAS Kammerchor und zum anderen seine Fantasie für Klavier, Chor und Orchester in c-moll, Op. 80, die wahrhaft einen fulminanten Konzertabschluss darstellt.

 

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

Bruce Liu, der am Klavier mit Orchester und Chor zu einer harmonischen Einheit verschmilzt, besticht durch ein besonders emotional durchwirktes Klangerlebnis.

 

Fingerfertigkeiten hin oder her. Dieser junge Virtuose versteht es auf Anhieb, klanglichen Zauber zu versprühen, indem er seinem Instrument alles abfordert, was Tastatur und bauliche Klangresonanz auf das Intensivste hergeben.

 

Choral stark und betörend harmonisch klingt auch der RIAS Kammerchor. Johanna Mallwitz, die nicht nur Augen und Ohren auf ihr Orchester gerichtet hat, sondern sich gleichermaßen parallel um die Einsätze des Chores bemüht, singt stumm jeden Einstieg mit.

 

Ob sie wohl Lust darauf hätte, einfach mal in den Konsens des Chorgesanges einzustimmen. Zuzutrauen wäre es ihr bei all der Leidenschaft, die aus dieser Frau musikalisch ausbrechen will.

 

Ein dankendes Publikum quittiert ihr den Enthusiasmus mit tobendem Beifall. Was für ein grandioses Jubiläum. Was für ein Fest. Und wie schön, dass es den Tonträger nun schon so lange gibt.

 

Wir können ohne ihn nicht sein, denn Musik muss man einfach für die Ewigkeit festhalten.

 

©Stefan Höderath / Deutsche Grammophon

Programm: 125 Jahre Deutsche Grammophon - Berliner Konzerthaus

Dirigat: Johanna Mallwitz

 

Akademische Festouvertüre Op.80 Johannes Brahms

Triple Concerto in C Major Op. 56 Ludwig van Beethoven - Bomsori (Violine), Kian Soltani (Cello), Rafal Blechacz (Klavier)

Lieder eines fahrenden Gesellen Gustav Mahler - Andrè Schuen (Bariton)

Meeresstille und Glückliche Fahrt, Op. 112 Ludwig van Beethoven - RIAS Kammerchor

Fantasie für Klavier, Chor und Orchester in c-Moll, Op.80 Ludwig van Beethoven, Bruce Liu (Klavier) und RIAS Kammerchor

 

Das Konzert wird am 7. Dezember um 12 Uhr auf STAGE+ gezeigt.


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