Operettenmelodien zum Dahinschmelzen mit Piotr Beczala und Erica Eloff am Traunsee

11. Juli 2022

Rubrik Konzert

©Klassikstars am Traunsee / myfidelio

Vor traumhafter Kulisse, umrahmt vom malerischen Traunsee und seiner pittoresken Berglandschaft, geben sich an einem romantischen Sommerabend Piotr Beczala und Erica Eloff ein süßes musikalisches Tête-à-Tête. Operettenklassiker sollen es sein - und zwar aus Léhars unverwechselbarem "Land des Lächelns", verpackt in einem ungewöhnlichen Potpourri aus E-musiklastigen Einlagen.

 

So mischen Strawinsky, Schönberg, Mendelssohn-Bartholdy, Victor Herbert und Brahms orchestral-sinfonisch die leichte Muse mit einem  ungewöhnlich animierenden Repertoire auf, auch wenn das zuweilen deutlich ernster und weniger champagnerschäumendes Prickeln verursacht, als es die flotte Operette vermag.

 

Ob nun Stravinskys "Circus Polka", die einst für einen jungen Elefanten komponiert wurde oder gar Erich Wolfgang Korngolds "Ball beim Märchenkönig: Tatsächlich märchenhaft und sommernachtstraumverdächtig entwickelt sich vor allem die musikalische Liaison der beiden Solointerpreten in den gemeinsamen Duetten.

 

Doch zuvor eröffnet Piotr Beczala mit Léhars "Gern hab´ ich die Frauen geküsst" den funkenschlagenden Auftakt, der sofort zündet und recht schnell temperamentvoll loderndes Feuer fängt.

 

©Klassikstars am Traunsee / myfidelio

Wie kein anderer Interpret der süffig satten Operettenmelodien schafft es Beczala immer wieder, sein Publikum zu verzaubern.

 

Leicht, duftig und von einer zartschimmernden Eleganz strahlt die tenoral helle, spitzentonverdächtige Stimme mit Brillantschliff so unbemüht und nonchalant in den klaren Nachthimmel, dass selbst den Sternen alsbald ein seliges Leuchten ins Gesicht gemeißelt scheint.

 

Romantik pur in einer Überdosis, von der man noch nicht sagen kann, ob sie einen in emotionale Ausnahmezustände katapultieren wird.

 

Unumstritten bleibt in jedem Fall: Herr Tenorissimo macht der Operette alle Ehre.

 

Und auch die südafrikanische Sopranistin Erica Eloff sorgt gleich mit ihrer ersten Arie aus Rusalkas "An den Mond" für absolute Gänsehautmomente.

 

Farbenreich mäandert die höhenrauscherprobte Stimme in die sphärischsten aller Klanguniversen und beseelt mit einem so reinen Schöngesang, dass man andächtig und beinahe schon demütig dem irisierenden Vokalinstrument der Sängerdarstellerin lauscht.

 

Zwischen den Solis und den gemeinsamen Duetten reichert das Bruckner Orchester Linz unter der Leitung von Markus Poschner die musikalisch potpourrireichen Momente an. Mit der lauen Sommerbrise wogend strömen dabei die herrlichsten Klangfarben ins Publikum.

 

©Klassikstars am Traunsee / myfidelio

©Klassikstars am Traunsee / myfidelio

Es ist tatsächlich ein Rausch, der einen in andere emotionale Zustände versetzt.

 

Kraft der Potenzierung steigert sich die Lust an der Musik zunehmend in den Duetten. Amors Pfeil trifft tief, als Beczala und Eloff sich zum ersten Mal zueinander bekennen.

 

In "Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt" wird es aufs Äußerste intim. Man spürt den Hauch zärtlicher Annäherung, man spürt das leise Verlangen zweier sich Liebenden und vor allem hört man es ganz inniglich aus den Untiefen der Seele stimmlich aufbegehren.

 

Harmonische Eruptionen, bebendes Verlangen und Dreivierteltaktseligkeit erlebt man ebenso in der schmissigen Zugabe "Tanzen möcht ich`" aus Emmerich Kálmáns "Csardasfürstin".

 

Doch noch lange bevor sich die Nacht über dem Traunsee herniedersenkt, verschenkt Piotr Beczala - zum wievielten Mal überhaupt -  sein Herz ans Publikum.

 

Der Allzeitklassiker "Dein ist mein ganzes Herz" ist das krönende i-Tüpfelchen auf dem Kuchen der ariosen Schmankerln eines vielseitigen Operetteninterpreten schlechthin.

 

Und so singt sich der polnische Barde mit brustsprengender Inbrunst mal wieder Herz und Seele aus dem Leib, dass einem selbst ganz wohlig warm ums Herz wird.

 

©Klassikstars am Traunsee / myfidelio

Getoppt nur noch von der charismatischen Ausstrahlung der gesanglich eloquenten Erica Eloff, die mit ihrer letzten Solozugabe "Art is calling for me" aus Victor Herberts "The Enchantress" den absoluten Paradiesvogel abschießt.

 

Vereinnahmend von der ersten Sekunde bis zum letzten verklingenden Ton, strahlt die Stimme aus gefühlt tausend facettenreichen Klangporen.

 

Fein, elastisch, zart, keck, strahlend, warmgolden, irisierend, schlank und mit einer offensichtlich überstrapazierfähigen Koloraturbrillanz gesegnet, die aus dem Vokalinstrument der Sängerdarstellerin akrobatisches Momentum hervorkitzelt, bleibt auch das schauspielerische Vermögen nicht auf der Strecke.

 

Ganz im Gegenteil: Aus der Reserve gelockt, läuft die charismatische Sängerdarstellerin zu absoluter Höchstform auf.

 

Quirlig, frech und außerordentlich temperamentvoll wird die Bühne zu ihrer Welt und zwar zu einer effektvollen Erlebniswelt, die der darstellenden Kunst wirklich alle Ehre macht.

 

Piotr Beczala hat es nach dieser musikalischen Wundertüte leider etwas schwer, dagegen noch tenoral spektakulärere Geschütze aufzufahren.

 

©Klassikstars am Traunsee

©Klassikstars am Traunsee

Doch mit Léhars "Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen" kriegt der Weltstar zumindest die Kurve - und das ganz ausgezeichnet.

 

Den Bonvivant mit der unkonventionellen Lebensart nimmt man ihm jedenfalls bedenkenlos auch in diesem ariosen Fall zu 100 Prozent ab.

 

Jetzt fehlt nur noch ein Walzer im abschließenden Repertoire und der Abend wäre geritzt. Auf Wunsch von Barbara Rett die mit ihrer Anmoderation durch das Programm geführt hat, schwingen Piotr Beczala und Erica Eloff bei "Tanzen möcht´ich" das Tanzbein, wiegen sich selig im Dreivierteltakt, während der Mond über dem Traunsee das Geschehen auf der Bühne auch noch romantisch ausleuchtet.

 

Was will man mehr von so einem überzuckert süßen Konzertabend, der einem nicht klebrig aus den Ohrmuscheln läuft.

 

Vielleicht gerne noch ein Paar solcher ariosen Operettenzuckerln. Satt kann man sich daran sowieso nie hören.

 

©Klassikstars am Traunsee / myfidelio


Kommentare: 0