Wiesbaden kulinarisch: L´Art Sucré - die hohe Kunst der Pâtisserie

30. August 2022

Rubrik Genusskultur

©Nicole Hacke / Operaversum

Hinter dem Verkaufstresen steht sie an einer Siebträgermaschine und extrahiert mit gekonntem Handgriff höchst effizient eine Kaffeevarietät nach der anderen. Der Tag scheint hektisch, alle paar Minuten betritt Kundschaft das liebevoll dekorierte Geschäft, das auch irgendwo auf einer belebten Pariser Cafémeile beheimatet sein könnte.

 

In Wiesbaden, mitten im Trubel des Altstadtkerns unweit des Marktplatzes gelegen, betrete ich den Tempel der süßesten Aller Verführungen.

 

L´Art Sucré, das ist das Naschwerk der Pâtissiers Sandra Köller und ihrem Ehemann Florian. 2009 ins Leben gerufen, verführen die minutiös und en détail gestalteten Zuckersünden zu himmlischen Genussfreuden.

 

Verwunderlich ist das nicht, denn als eine von 90 weltweit führenden Haute Pâtissiers dürfen sich die beiden zuckerverliebten Kreateure der elitären Assoziation Relais Desserts ganz zurecht zugehörig fühlen.

 

Wirklich nichts lässt sich mit den liebevoll gestalteten Desserts, Schokoladen und anderen naschkatzenhaften Leckereien vergleichen, die eine so eigene geschmackliche Textur und Handschrift tragen, dass man ihren höchst individuellen und eigenen Genuss im Leben wohl nicht mehr vergisst.

 

Ob das ausschließlich an den hervorragenden Zutaten der göttlichen Verführungen liegt oder an deren besonderer Zusammenstellung? Fest steht, die gaumenschmeichelnde Pâtisserie ist so außerordentlich exquisit wie ein Gedicht überhaupt köstlich sein kann.

 

©Nicole Hacke / Operaversum

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Doch es sind - vielmehr als ein simples Gedicht - grandiose Kompositionen, die von langer Hand geplant auch schon mal zwei Jahre Vorlauf benötigen, um zu absoluter Formvollendung heranreifen zu können.

 

Dabei wird nichts dem reinen Zufall überlassen, auch wenn Sandra Köller anders als ihre bessere Hälfte sich als experimentierfreudige Praktikerin an das Tagewerk macht, Zutaten zusammenstellt, miteinander vermischt, probiert, austestet, verwirft und vielleicht sogar alles auf Anfang nochmal von vorne beginnt.

 

Das Erschaffen einer einzigartigen Zuckerkreation ist ein langatmiger Prozess. Ausdauer, Durchhaltevermögen, Leidenschaft und eine nicht versiegen wollende Quelle kreativer Impulse sind dabei so unabdingbar wie die Liebe zum Detail und schlussendlich zum Beruf.

 

Nicht immer gestaltet sich Letzterer einfach und auch das Streben nach meisterlicher Perfektion fordert uneingeschränkte Hingabe. Das Leben ist schließlich kein Wunschkonzert.

 

Und dennoch liebt Sandra Köller ihre Berufung über alles. Der Weg, den sie dabei jeden Tag geht, beglückt sie dabei mehr als das Erreichen schneller Ziele. Schließlich verlangt ein kreativer Schöpfergeist nach Entwicklungsfertigkeiten, die immer weiter ausgebaut werden wollen, auch auf die erfreuliche Gefahr hin, dabei uneingeschränkt grandiose Überraschungen zutage zu fördern.

 

©Nicole Hacke / Operaversum

©Nicole Hacke / Operaversum

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Meisterhaft grandiose Überraschungen wohlgemerkt, die einen mit Leib und Seele wirklich glücklich machen.

 

Und so lasse ich mich von einer Kreation verführen, die sich ganz einfach und simpel "Lila" nennt, es aber ganz gewaltig in sich hat - und zwar im Kern einer weichen Veilchenmousse, die ebenso butterzart und fluffig weich auf der Zunge zergeht, wie die erfrischende, hochkonzentrierte Cassiscreme, die ich ganz bewusst im Augenblick mit all meinen Sinnen genieße - so wie ich das normalerweise ganz selten tue.

 

Tatsächlich kommt man nicht ins L´Art Sucré, um ein Stück Tarte oder ein Dessert zu essen, sondern um sich schlicht und ergreifend vom Genuss verführen zu lassen - ein gewaltiger Unterschied, den man nur verstehen kann, wenn man einmal in die Welt der Haute Pâtisserie eintauchen durfte.

 

Am Liebsten würde ich mich nun durch das gesamte Sortiment feinster Dessertkompositionen schlemmen. Stattdessen bleibe ich vernünftig, verlasse das bezaubernde Café aber nicht, ohne mir noch eine verlockende Auswahl verschiedenster Macarons zusammenzustellen zu lassen.

 

Ein kunterbuntes rundes Potpourri aus vielerlei Geschmacksrichtungen, das sich kulinarisch einmal um den ganzen Globus zu erstrecken scheint. "Eine Weltreise zwischen zwei Schalen" - und die Poesie des Geschmacks exakt mittendrin.

 

©Nicole Hacke / Operaversum

©Nicole Hacke / Operaversum

©Nicole Hacke / Operaversum

©Nicole Hacke / Operaversum

©Nicole Hacke / Operaversum

Schade nur, dass man sich diese verführerischen, mundfeinen Happen nicht nach Hause bestellen kann, sinniere ich bedauernd vor mich hin.

 

Stattdessen kann man sich aber von überall die handgemachten Tafelschokoladen aus erlesenen Kakaobohnen einverleiben. "From Bean to Bar" - auch hier gehen die beiden Meisterpatissiers keine faulen Kompromisse ein. Von der Auswahl der Kakaobohnen bis hin zum Entstehungsprozess werden die Schokoladentafeln ebenfalls mit ganz viel Liebe, Sorgfalt und einem Händchen fürs Feine hergestellt.

 

Wie Gott in Frankreich leben! Das wünsche ich mir irgendwie jeden Tag. Mit der Haute Pâtisserie von Sandra und Florian Köller ist zumindest schon mal ein Stück der süßen französischen Lebensart bis nach Deutschland vorgedrungen.

 

©Nicole Hacke / Operaversum

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