Hänsel und Gretel als KOnzertfilm mit NIkola HIllebrand und Kate LIndsey

26. Dezember 2021

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

Denke ich an die Oper Hänsel und Gretel, werden bei mir sofort Kindheitserinnerungen wach. Als spätromantisches Tonwerk, das sich insbesondere in der Weihnachtszeit bei Jung und Alt großer Beliebtheit erfreut, hält es just am 2. Weihnachtstag als konzertanter Querschnitt Einzug in das österreichische Grafenegg.


Zusammen mit dem Tonkünstler-Orchester unter der Leitung von Christian Schuhmann entführen die Sopranistin Nikola Hillebrand und die Mezzosopranistin Kate Lindsey alias Hänsel und Gretel in die verzaubernde Opernlandschaft der klangmalerischen Märchenerzählung.


Als knapp 37-minütige Suite eigens für den Konzertfilm in Grafenegg zusammengestellt, erlebt man bekannte motivische Melodien, die sich aus allen drei Akten speisend in antichronologischer Ordnung in den orchestralen Klangteppich harmonisch einfügen, den Dirigenten Roberto Patanostro und Patrick Hahn sei Dank.

 

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

Und so taucht man gleich zu Beginn in die sehr ausgedehnte Ouvertüre ein, die sage und schreibe achteinhalb Minuten lang ist - ein tonal verdichteter symphonischer Prolog, der von einem Kinderleben erzählt, in dem Abenteuer bestanden werden, es manchmal lauthals lärmt und ebenso fröhlich tönt.


Das Hänsel und Gretel nach ihrem aufregenden und erlebnisreichen Ausflug in den finsteren Wald irgendwann auch einmal die Äuglein zufallen und sie schlafend in illusorische Traumwelten entgleiten, wird durch die irisierenden Klangfarben und melodisch feinen Nuancierungen im „Abendsegen“ orchestral versiert zum Leben erweckt.


Überhaupt weist das als Kinderoper geltende Meisterwerk sehr viele liedcharakteristische Elemente mit bodenständig volkstümlichen Anklängen auf, zu dem auch „Ein Männlein steht im Walde“ zählt.


Doch wenn Nikola Hillebrand diese allseits bekannte Volksweise zum Besten gibt, klingt es wie fein gesponnenes Gold, das sich im glänzenden Licht der zarttönenden Luft verliert.

 

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

Leicht, perlend rein und von einer prickelnden Energie flackert Nikola Hillebrands Vokalinstrument harmonisch austariert in endlos luftige Höhen.

 

Es hüpft ein jeder Ton nahezu neckisch um das kleine Männlein herum. Beinahe erlebt man, wie es aus seiner winterlichen Starre erwacht und mit koloratursicherer Eleganz zum Tanzen gebracht wird.


Das dabei die darstellerischen Qualitäten nicht zu kurz kommen, ist selbstredend. Schließlich ist die junge Sopranistin eine Sängerdarstellerin, die auf der Bühne vollends aufblüht.


So auch bei „Brüderchen, komm tanz mit mir“. Im vokalen Schlagabtausch mit der stimmlich dunkelsamtigen Mezzosopranistin Kate Lindsey gelingt ein streitintensives Geplänkel zwischen dem Geschwisterpärchen, das von stimmlich ausdrucksstarker Erzählkunst zeugt.


Dabei überzeugt auch Kate Lindsey mit einem butterweichen Klangschmelz und einem Ambitus, der sich aus der fundierten Mittellage schillernd klar und glockenhell unangestrengt in exponierte Tonalhöhen schraubt.

 

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

In fließenden Übergängen wechseln sich Gesang und Orchester immer wieder ab. In dieser konzertanten Fassung sind Instrumentalisten und Gesangssolisten einander ganz offensichtlich ebenbürtig.


Eine dem Gesang untergeordnete musikalische Untermalung gibt es in dieser neu arrangierten Suite jedenfalls nicht, denn das Orchester spinnt immer dann die Geschichte der beiden Kinder weiter, sobald der Schöngesang im Fluss des musikalischen Stroms verstummt.


Mal rauschend, mal volltönend, dann zart verebbend und in weit ausufernde Legati-Bögen getaucht, versinkt man in eine klangintensive Welt aus orchestral ätherisch gesponnenen Wirkfäden.

 

Christian Schuhmann versteht es tatsächlich, seinen Taktstock in einen Zauberstab zu verwandeln, so stark ist der Sog der Klangfarben, mit dem man in einen märchenhaften Rausch hinfortgerissen wird. Besonders höhepunktreif gestaltet sich jedoch der „Abendsegen“, der im Duett gesungen einen ganz eigenen, weltentrückten Zauber versprüht.


Nikola Hillebrand und Kate Lindsey harmonieren dabei auf ganzer Linie. Beide Stimmfarben verschmelzen nahezu miteinander, sodass sogar der leichte Eindruck entsteht, sie kämen tatsächlich aus einem einzigen vokalen Guss.

 

©Konzertfilm Weihnachten in Grafenegg "Hänsel und Gretel"

Hört man aber genauer hin, so kristallisiert sich die helle Sopranstimme dennoch deutlich aus dem warm timbrierten Mezzosopran heraus.


Beseelt und der Zeit entrückt lauscht man mucksmäuschenstill dem feinfühligen Gesang der beiden Sängerinnen, die sich stimmlich so perfekt befruchten, dass man sie auch im Doppelpack bei anderer Gelegenheit gerne wieder zusammen singen hören möchte.


Langsam versinken Hänsel und Gretel in einen tiefen, von engelsgleichen Träumen beseelten Schlaf. Die Musik verstummt mit dem letzten Ton.


Was bleibt, ist die Erinnerung an einen außerordentlich gelungenen konzertanten Abend, bei dem in der Kürze vielleicht sogar die musikalische Würze lag.


Die gesanglichen und instrumentalen Zutaten waren jedenfalls allesamt exzellent.


©Grafenegg Concerts / über youtube zur Verfügung gestellt

Die Koloratursopranistin Nikola Hillebrand und die Mezzosopranistin Kate Lindsey gemeinsam im Konzertfilm "Hänsel und Gretel", der in Grafenegg aufgezeichnet wurde.

 

In einer neuartigen konzertanten Einspielung offenbart dieses musikalische Highlight Genussmomente auch am Bildschirm.


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