jonas kaufmanns selige stunde

EIN  LIEDREPERTOIRE TRIFFT DEN TON DER GEGENWART

05. SEPTEMBER 2020

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Nicole Hacke / CD Cover Sony Classical  - Fotorechte Gregor Hohenberg

Leise, still und heimlich ist die neue CD von Jonas Kaufmann, die am 04. September im Handel erschienen ist, während des Corona-Lockdowns irgendwo zwischen München und dem bayerischen Oberland entstanden, ganz sicher jedoch in einem privaten Tonstudio, das der vielseitige Tenor für sein besonderes Herzensprojekt genutzt hat.

 

Die Zeit war Reif, denn schon lange brannte es dem Sänger unter den Fingernägeln endlich eine Auswahl eigens selektierter, persönlicher Lieder aufzunehmen. Nur kam dieser Wunsch lange zu kurz und wurde immer wieder wegen anderer und viel dringlicher musikalischer Prioritäten verdrängt. Letzten Endes fand er dann in den Stunden der Muße und Entschleunigung wieder Gehör - nämlich das seines Wunschgebers.

 

Zusammen mit seinem langjährigen Freund und Liedbegleiter Helmut Deutsch, mit dem er seit fast 30 Jahren auf der Bühne ein unzertrennliches musikalisches Gespann abgibt, hat Kaufmann dieses romantische Potpourri besonders ausgewählter Klassikstücke eingespielt.

 

Große Namen wie Schubert, Schumann, Strauss, Chopin, Mozart und Brahms zieren die Rückseite des CD-Hardcovers. Dabei beschränkt sich die Auswahl der durchdacht ausgewählten Lieder nicht ausschließlich auf bekanntes klassisches Liedgut und volkstümlich traditionelle Weisen, sondern überrascht auch mit ein paar wenigen, aber einzigartigen kompositorischen Wiederentdeckungen, wie beispielsweise "Still wie die Nacht" von Carl Bohm.

 

©Nicole Hacke / CD Cover Sony Classical  - Fotorechte Gregor Hohenberg

Überhaupt hat die Wunschliste, wie Kaufmann sie in einem Interview mit seinem Pressesprecher Thomas Voigt, tituliert, rein gar nichts mit einer schlichten Liedauswahl, die sich ausschließlich auf ein Genre und eine musikalische Epoche bezieht, gemein. Denn was hätte bitte schön ein Herr Mozart in der Romantik zu suchen, wenn doch ihr gängigster und populärster Vertreter jener Zeit Schumann war.

 

Romantik wird hier scheinbar im weitesten Sinne über die Epochen hinaus definiert. Nicht die Musikgattung, sondern ein Gefühl von romantischer Zeitlosigkeit soll im "Heute, im "Jetzt und Hier" vermittelt werden.

 

Aktualität lautet die vokalinstrumentale Devise. Und warum auch nicht. Romantik lag noch nie so hoch im Kurs wie vielleicht gerade jetzt. Und das in einem von Krisen behafteten Jahr, aus dem der Zuhörer für ein paar "Selige Stunden" in eine Welt aus rosaroten Träumen, melancholischen Abschieden und seelischen Höhenflügen entführt werden soll.

 

Würden wir nicht alle gerne wie der einsame Wanderer in Schumanns Mondnacht durch die stillen Lande ziehen, vergessen, was wir gerade durchleben müssen, uns stattdessen mit der Natur vereinen und unserem Leben einen neuen Sinn geben? Lassen wir unsere Seele doch ihre Flügel weit ausbreiten. Fliegen wir dahin. Frei, ungezwungen und immun gegen alle Ängste. Vielleicht ist es an der Zeit.

 

©Nicole Hacke / CD Cover Sony Classical  - Fotorechte Gregor Hohenberg

Ob bewusst oder unbewusst. Kaufmann trifft mit seiner neuen CD-Einspielung einen Nerv, der einen zuweilen die Tränen in die Augen steigen lässt.

 

Still, zurückgenommen, pur, charakterstark, verletzlich, authentisch, zeitlos und dennoch brandaktuell, das ist der große Grundtenor, der in der sanften, leisen und doch so präsenten und ausdrucksstarken, von einem zarten Klangschmelz umhüllten Stimme Kaufmanns immer wieder mitschwingt.

 

Und dabei erzählt er mit seinem warmen, weichen und immer bauchiger resonierendem Vokalinstrument Liedgeschichten. Schon längst singt hier kein Jüngling mehr, kein unerfahrener Bursche mit glockenklarer Stimme, sondern ein Mann in den allerbesten Jahren, der um Erfahrungswerte und ein erlebtes Leben gereift weiß, wovon er tatsächlich spricht und es auch genauso singt.

 

Wäre diese Kompilation individuell zusammengestellter Lieder ein Porträt, zeichnete es eindeutig das persönlichste aller Bildnisse, nämlich das des Tenors selbst.

 

©Nicole Hacke / CD Cover Sony Classical  - Fotorechte Gregor Hohenberg

Der Lockdown mag uns quälen in unseren musikalischen wie geistigen und sozialgesellschaftlichen Bedürfnissen. Doch diese CD ist eine Hommage an das Leben, die Kunst, den Feingeist, die Freiheit, die Liebe, die Sehnsucht, die Träume, ohne dabei die Trauer und den Abschied auszuschließen. Alles befindet sich in einem ewigen Wandel auf einer Berg- und Talfahrt. Der Kreislauf des Lebens verewigt in einer Musik, die durch diese gesangliche Interpretation in alle Ewigkeit strahlt und dennoch den Ton der Gegenwart so präzise trifft.

 

So klingt und widerhallt es in diesen wunderbaren und teils auch wundersamen Melodien wie eine längst überfällige Wahrheit.

 

Dabei überzeugt Jonas Kaufmann auf ganzer Länge. So intim wie der Gesang, so echt und wahrhaftig die Gefühle über die Stimme transportiert werden, so absolut ist der Ausdruck seiner Emotionen.

 

©Nicole Hacke

Bei Brahms Wiegenlied kommen Kindheitserinnerungen hoch. Ein Gutenachtlied für selig süße Träume, in der Hoffnung, dass man von Gott am nächsten Morgen wiedererweckt wird.

 

Hauchzart ist das Arrangement, flüsternd und zärtlich die Stimme Kaufmanns. Salonmusik ist gar nichts dagegen.

 

Eine musikalisch interpretatorisch neue Seite, die Jonas Kaufmann mit seinem Wunschprojekt aufgezogen hat, zeigt nun, das die ganz große Oper nicht der Nabel der Welt ist und das intime Lied eine Renaissance erfährt, die ihren begnadetsten Interpreten gefunden hat.


 

Still wie die Nacht von Carl Bohm (1844 - 1920) ist eine Liedvertonung, die zu den bekanntesten Werken Bohms zählt. In Berlin geboren, komponierte Bohm vorwiegend Salonmusik und schrieb zudem Operetten und Chorwerke.

 

Auch heute erfreut sich dieses Liebeslied großer Beliebtheit und wurde sogar vom Filmregisseur Ernst Marischka in einer seiner wienerischen, operettenseligen Komödien arrangiert.

 

Weitere Information zur CD auf der Seite des Künstlers:

 

Website: www.jonaskaufmann.com


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