Weihnachten mit Kaufmann oder Cullum?

JAZZ ODER KLASSIK, DIE QUAL DER WAHL

23. Dezember 2021

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Photocollage  / Jonas Kaufmann - Gregor Hohenberg / Jamie Cullum - Universal Music

Weihnachten ist das Fest der Liebe, aber auch das Fest der Musik! Durch alle erdenklichen Genre, Stile und Epochen spannt sich das tonal erklingende Weihnachtsfest bis weit in unsere heutige Zeit.

 

So divers, so vielseitig, so stilistisch vielschichtig, interpretatorisch ausufernd und experimentell über den weihnachtlichen Gebäckteller hinausschauend, ist das Weihnachtsfest nicht nur ein Fest für alle Sinne, sondern insbesondere für alle nur möglichen musikalischen Vorlieben und Geschmäcker.

 

Weihnachtslied, Christmas Song, Cantique Noel, Cancion de Navidad. So multilingual das Fest aller Feste rund um den Globus traditionell, unkonventionell, ja vielleicht sogar modern verstanden wird, so individuell und persönlich auf den Leib geschneidert scheint auch die Musik auf die vorweihnachtliche Zeit einzustimmen.

 

© Jamie Cullum /Universal Music

Weihnachtslieder gibt es wie Sand am Meer. Und auch ich bin nahezu übersättigt von einem übergroßen Angebot an weihnachtlich musikalischen Potpourris, gewagten Arrangements und Neueinspielungen, die sich weit über das klassische, christlich traditionelle und volkstümliche Liedgut bis hin zu den anglikanischen Carols und amerikanisch heiteren "Sing-along-Songs" erstrecken.

 

© Gregor Hohenberg / Sony Classical

Doch selbst wenn ich bei "Let It Snow" oder "Winterwonderland" nicht nur gesanglich, sondern auch tänzerisch so richtig in Fahrt komme, gibt es für mich Einspielungen, die so einzigartig arrangiert sind, dass ich sie zwar immer und immer wieder in Dauerschleife, dafür aber gerne nur von einem einzigen Interpreten hören will.

 

Kaufmann oder Cullum? Zwei Weltstars, die musikstilistisch und genretechnisch nicht weiter auseinanderliegen könnten. Und dennoch einen sie die amerikanischen All-Time-Weihnachtsklassiker, die jeder auf seine ganz individuelle Art interpretatorisch umgesetzt hat.

 

Wer schneidet dabei besser ab? Hier eine kleine Auswahl feiner amerikanischer Swing-Jazz-Nummern, die einem musikalischen Vergleich der Sängerinterpreten standhalten muss.


lET iT sNOW, Let It Snow...

Herrlich! Nicht nur das Video im verschneiten Salzburger land schneidet bestens ab, auch das musikalisch jazzige Arrangement siegt auf ganzer Linie.

 

Obgleich der lässige Weihnachtssong leicht tenorale Einschläge hat, kommen Swing und gute Laune überhaupt nicht zu kurz, Tausendsassa Kaufmann sei Dank.


Big Band Glory all along. Jamie Cullums Version des Weihnachtsklassikers ist allererste Sahne. Mit sanft angerauter Stimme swingt sich der klaviertuose Popularmusiker in jazzpoetische Ekstase.

 

Das orchestrale Arrangement ist im Vergleich zu Kaufmanns klassisch gediegenerer Interpretation in seiner Originalität nicht zu überbieten. Big Band at it´s best: Unverwechselbar, authentisch und absolut grandios.



Winter Wonderland

Kansas Smitty´s Winterwonderland ist instrumental sehr reduziert.

 

Piano, Kontrabass, Drums und Gitarre machen die langsame Nummer zu einer unaufdringlichen und dennoch sehr modern interpretierten Jazz-Nummer, die ein bisschen wild und leicht schräg in den winterlichen Wald schallt.

 


Na klar! Bei Kaufmanns Einspielung dominiert ganz klar wieder der tenorale Schöngesang. Auch die Big Band Orchestrierung klingt deutlich klassischer und zurückgenommener, fast schon vorsichtig und ganz auf Nummer sicher.

 

Zu viel Jazz ist hier nicht mit im Spiel. Schade.



Silent Night

Die klassisch-traditionelle Liedinterpretation nur mit Harfenbegleitung ist immer noch das absolut musikalische Non-plus-ultra.

 

Und so wie Jonas Kaufmann den 250 Jahre alten Welthit gesanglich darbietet, gibt es auch überhaupt kein Vertun, dass diese musikalische Einspielung nicht zur ersten Wahl zählen könnte.

 


Zwar klingt Jamie Cullum als hätte er schon ein paar Whiskey zu viel getrunken. Doch mit der entrückt klingenden Klavierbegleitung und einer sehnsuchtsvoller Geigenuntermalung gelingt auch diese Interpretation auf das Besinnlichste.

 

Deutlich moderner zwar als in Kaufmanns traditioneller Variante, besticht Cullums Gesang mit starken Gefühlen.

 



All I Want For Christmas

Mit Cullums Song Society gelingt auch der Mariah Carey Hit auf das Wundervollste.

 

Nur mit Klavierbegleitung, Kontrabass und Gitarre entsteht ein atmosphärischer Song, der überhaupt nicht laut schreit, sondern ganz im Gegenteil auch am Kamin bei einem guten Glas Glühwein gehört und genossen werden kann.

 


Oh, my God! Das geht nun absolut gar nicht. Wie viel Tenor muss denn in dieser Soul-Nummer drin stecken, damit man sich freiwillig die Kugel gibt.

 

Das Arrangement ist viel zu unentspannt, der Gesang zu gezwungen. Aus einem Tenor wird nun mal kein Soulsänger.

 

Lieber Herr Kaufmann, sparen sie sich diesen Song auf ihrem Album. 48 wundervolle Einspielungen tun es auch.



Mit zwei so grandiosen und virtuosen Sängern, von denen jeder für sich musikalisch wundervolle Weihnachtsstimmung verbreitet, hat man sicherlich die Qual der Wahl.

 

Welche CD lege ich nun an Heiligabend auf? Welche Musik höre ich mir an den Weihnachtstagen an?

 

Will ich es musikalisch klassisch oder lieber modern? Ich finde, beide Interpreten sind wunderbar hörbar. Für die stille, besinnliche Einstimmung beim Festtagsschmaus unterm Tannenbaum, wenn die Lichter brennen, ist es für mich eindeutig Jonas Kaufmann.

 

Keiner singt so beseelt und andächtig die klassisch-traditionellen Weihnachtslieder wie der Tenor der Tenöre.

 

Doch nach der Bescherung, wenn die Geschenke lange ausgepackt sind, der Weihnachtsbraten schwer im Magen liegt, dann kann die tanzbare Musik des klaviertuosen Jazzpoeten Jamie Cullum wahre Wunder wirken.

 

Weihnachten mit Kaufmann und Cullum. Zum Fest der Liebe öffne ich ganz klar mein musikalisches Herz für beide Interpreten.

 

© Gregor Hohenberg / Sony Classical


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