Die Verleihung des Opus Klassik 2021 ganz im Zeichen der Musik

11. Oktober 2021

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

Im Zeichen der Musik, so triumphierend optimistisch steht dieses Jahr die Verleihung des Opus Klassik wie vielleicht in keinem anderen Jahr zuvor, zumindest in keinem anderen Jahr vor der Corona-Pandemie.

 

Mit Désirée Nosbusch als Gastgeberin der diesjährigen Preisverleihung färbt der überbordende Enthusiasmus und die raumgreifende Freude über das Wiedererleben der Musik im Konzertsaal vor Publikum sogar bis direkt in die Wohnzimmer der klassikbegeisterten Fernsehnation ab.

 

Mit ihrer ansteckenden, energetischen Art wird das Konzerthaus in Berlin an diesem Abend zum "Schönsten Musikzimmer der Stadt". Immer noch mit knapp 580 Konzertgästen in weitestgehend intim ausgedünnter Runde, hat sich die Zuhörerschaft im Vergleich zum Vorjahr zumindest schon mal verdoppelt.

 

Noch vor wenigen Monaten in verwaister Trostlosigkeit, so tot und unbelebt wie das Handlungsgeschehen in Wolfgang Korngolds Oper "Die tote Stadt", erlebt Berlin nun eine verhältnismäßig fulminante Rückkehr in das Leben und Konzertgeschehen der als aktuell immer noch kritisch geltenden pandemischen Gegenwart.

 

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

Doch dieser Abend steht uneingeschränkt und mit einer großen Portion Aufbegehren im Zeichen der Musik, die so systemimmanent ist wie wohl das Amen in der Kirche selbst.

 

Untermauert wird dies gleich zu Beginn der musikalischen Veranstaltung durch das energische und kraftvolle Dirigat von Cornelius Meister, der mit Wagners Lohengrin das Vorspiel zum 3. Akt so heroisch tönend und rhythmisch vorpreschend anstimmt, dass es den Vergleich mit einem repetitiv himmelhochjauchzenden "Halleluja" standhalten kann.

 

Spritzig, temperamentvoll und ausdrucksstark spinnt sich der Abend seinen roten Faden weiter durch das vielseitige und überraschend erfrischende Klassik Programm - und das gleich mit der ersten Preisträgerin, die in einer raffiniert asymmetrischen Abendrobe die Bühne als Bizets Carmen zu erobern weiß.

 

Kraftvoll, verführerisch und mit einer sinnlichen Ausstrahlung gesegnet, brilliert die Sopranistin Sonya Yoncheva vokal auf ganzer Linie. Ihr dunkel getöntes Stimmorgan, das mit einer ausgeprägten Klangdichte auch die feinperligen Kopfnoten mit Leichtigkeit nimmt, beeindruckt in der für normalerweise Mezzosopranistinnen angelegten Arie "Habanera".

 

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

Kein Wunder, das die charismatische, unprätentiös wirkende Operndiva für ihre gesanglichen Leistungen ausgezeichnet wird, reicht ihr tonal breit gefächertes Vokalinstrument doch weit über den klassischen Gesang hinaus und macht noch nicht mal vor der Popularmusik halt.

 

Dankend nimmt sie ihre Stimmgabel entgegen, in der, laut Frau Nosbusch, auch ein Männchen mit übergroßen Ohren zu erkennen sei, das, wenn man noch genauer hinsähe, die Hände jubelnd gen Himmel strecke. Spaß muss sein, denn dafür steht ja schließlich die Musik.

 

Dass man mit ihr gerade auch in Krisenzeiten sehr viel anfangen kann, beweist der international renommierte Geiger Daniel Hope, der für seine Wohnzimmerkonzerte während der Pandemie mit dem Sonderpreis für besondere Leistungen ausgezeichnet wird.

 

Mit über 150 Konzerten, die als Online-Stream "Hope at Home" im Corona-Jahr 2020 über den Kultursender Arte ausgestrahlt wurden, erlebte man Hope auf der Geige mit mehr als 100 Kollegen aus den unterschiedlichsten Musikgenres gemeinsam musizieren.

 

Dabei geht es Hope um Inklusion, Gemeinschaft und um das Menschenrecht, das Musik nun einmal ist. Und so spielt er abschließend die inoffizielle Hymne Irlands: "Danny Boy", als symbolisches Statement für die heimkehrende Kultur, die ihren Weg im metaphorischen Sinne langsam aber sicher zurück nach Hause, nämlich in die Konzert- und Opernhäuser dieser Welt, findet. 

 

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

Dass dies gelingen kann, zeigen Diversität, Originalität, Innovation und Einzigartigkeit, die bei dieser Veranstaltung neben der virtuosen Strahlkraft der preisgekrönten Interpreten, eine unschlagbare Rezeptur gegen die Wehwehchen der Krise sind und für eine uneingeschränkt positiv stimmende Zukunftsmusik stehen.

 

Ob Martin Fröst, der eigens für seine Klarinette ein Vivaldi-Konzert neu hat arrangieren lassen oder aber Pablo Ferrández und Lucienne Renaudin Very, die an ihren jeweiligen Instrumenten, dem Cello und der Trompete, zusammen einen tonal ungewöhnlichen Aggregatzustand der Klangfarben erreichen - vielversprechend schaukelt sich die Opus-Klassik-Verleihung von einem begnadeten Nachwuchskünstler zum nächsten und von einem pandemiegetriebenen Musikprojekt zum anderen.

 

Fatma Said, die als erste ägyptische Sopranistin die Mailänder Scala für sich erobert hat, beweist mit ihrer zauberhaft ätherischen Stimme, dass die Musik nicht nur kunstvoll tönen und Konzertsäle füllen kann, sonder ganz besonders eine universelle Sprache spricht, die Menschen miteinander vereint und nationale Grenzen sprengt.

 

Mit dem arabischen Lied "Aatini al naya wa ghanni", was so viel bedeutet wie "Gib mir die Flöte und sing", malt sie mit ihrer betörend klangvollen Stimme melancholisch entrückte Bilder, die von der Vergänglichkeit des Menschen und von der Unendlichkeit der Musik erzählen.

 

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

Voller Bescheidenheit und mit einer Träne im Auge nimmt die junge Künstlerin ihren wohlverdienten Preis entgegen und freut sich offensichtlich noch viel mehr über die Anwesenheit ihrer Familie, die aus aller Herren Länder eigens für den besonderen Tag angereist gekommen ist.

 

Nachdem auch der polnische Tenor Piotr Beczala seinen Preis als "Bester Sänger des Jahres" von der Schauspielerin Julia Koschitz entgegengenommen hat, Jonas Kaufmann zum x-ten Mal in Folge einen Opus-Klassik - diesmal für die Gesamteinspielung von Verdis Otello - einheimst, verzaubert der Pianist Daniel Trifonov mit seiner zarten und eleganten Spielart am Klavier.

 

Das Musik Menschen vereint und verbindet, steht nun wirklich außer Frage. Und das sich auch die klassische Musik über Grenzen hinwegerheben kann, zeigt die norwegische Violinistin Ragnhild Hemsing auf ihrer traditionellen "Hardanger Fidel" besonders eindrucksvoll und virtuos ausdrucksstark.

 

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

©Mo Wüstenhagen / Opus Klassik 2021

"In der Halle des Bergkönigs" aus Edvard Griegs "Peer Gynt" fidelt sie so passioniert und mit ganzer Hingabe auf diesem schlicht und ergreifend schräg und kratzig klingenden Instrument herum, dass man sich zwar tendenziell mehr an einem fein geschliffenen Geigenklang erfreut hätte, die tonal gewöhnungsbedürftigen Ecken und Kanten der außergewöhnlichen Fidel mit ihren fünf mitschwingenden Resonanzsaiten im Laufe des Musikaktes aber irgendwie lieb gewinnt.

 

Zu guter Letzt erhält die Sopranistin Reri Grist, die mit "Somewhere" aus Leonard Bernsteins "West-Side-Story" Weltruhm erlangte, den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk.

 

Übrig bleibt die orchestrale "Reprise" der musikalisch inspirierenden Veranstaltung, die der Dirigent Cornelius Meister mit Verdis "Un giorno di Regno" so leidenschaftlich pathetisch ausführt, dass einem ganz warm ums Herz wird.

 

An diesem Abend hat die Musik endlich wieder ein Zeichen gesetzt, ein Zeichen für Hoffnung, Zuversicht und für die endgültige Rückkehr einer lang herbeigesehnten kulturellen Konstante in diesen immer noch volatilen Zeiten.


©Warner Classics / über youtube zur Verfügung gestellt

Fatma Saids verzauberndes arabisches Lied über die Vergänglichkeit der Menschen und die Unendlichkeit der Musik wird durch ihren bezirzend verführerischen Schöngesang komplementiert.

 

©Warner Classics / über youtube zur Verfügung gestellt

Sonya Yoncheva in einer Paraderolle. Carmen de luxe: sinnlich, verführerisch, facettenreich und mit dem gewissen "Oh-lala-Effekt", dass einem Bizets "Habenera" angenehmst in den Gehörgang und in die Beine schießt.


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