Ein bewegender Roman über das Leben der Maria Callas

Die Stimme meiner Mutter - Eva Baronsky

15. Oktober 2021

UNAUFGEFORDERTE WERBUNG

©Nicole Hacke / Operaversum

Eva Baronsky ist mit ihrem Roman "Die Stimme meiner Mutter" ein ganz besonderes Portrait der großen Operndiva Maria Callas gelungen.

 

Obgleich ihr Zweitlingswerk nach "Herr Mozart wacht auf" rein fiktiver Erzählkunst entspringt, so taucht der musikliebhabende Leser nicht nur in eine glamouröse Scheinwelt der Oberflächlichkeiten ab, erfährt nicht ausschließlich vom rampenlichtdurchtränkten Dasein auf Opernbühnen und dekadenten Partys, sondern erlebt gleichermaßen eine empfindsame Frau, die in ihrer grenzenlosen Einsamkeit die Musik über ihr unerfülltes Liebesleben und damit über ihr Leben generell erhebt. 

 

Die Autorin versteht es nahezu perfekt, ein emotionales Bildnis der Callas zu malen, das feinfühlig und emphatisch jede charakterliche Nuance der als schwierig geltenden und zeitlebens verkannten Persönlichkeit herausschält.

 

Mit großer Lust und Wissbegierde verschlingt man diese Lektüre, die so tief in die Gefühlswelten der polarisierenden Diva hervordringt und eine hochgradig sensible und scheue Sängerin zutage fördert, die man hinter der schillernden Fassade der faszinierenden Lichtgestalt nie im Leben vermutet hätte.

 

©Nicole Hacke / Operaversum

©Nicole Hacke / Operaversum

Mit jeder verschlungenen Buchseite wird der Leser tiefer in den äußerst dramatisch verlaufenden Lebensweg der Ausnahmekünstlerin hineingezogen.

 

In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, von einer lieblosen Mutter ihr Leben lang schikaniert und zur gesanglichen Perfektion gedrillt, erfährt die Callas bereits in jungen Jahren, was es bedeutet, ihr Leben für die Musik zu opfern.

 

Einzig und allein die triumphalen Erfolge auf den Weltbühnen, die stilisierte Kunstform ihres überaus unnachahmlichen Gesangs, gelten ihr fortan als Trost und Ersatz für die Liebe, die sie mit ihrem Ehemann und Impresario Meneghini nicht auszuleben vermag.

 

©Nicole Hacke / Operaversum

©Nicole Hacke / Operaversum

Erst mit der leidenschaftlichen Affäre zu dem griechischen Milliardär Aristoteles Onassis ändert sich ihr Schicksal. 

 

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere im Jahr 1959 verlässt sie ihren unduldsamen Ehemann, reicht die Scheidung ein und provoziert einen öffentlichkeitswirksamen Skandal, der durch die kompromittierende Beziehung zu dem einflussreichsten Reeder der Welt nur noch potenziert wird.

 

Eine Lawine ins Rollen bringend, erlebt die Opernkarriere der Callas einen leisen Bruch, während in der empfindsamen Frau nunmehr eine unbekannte Konstante erblüht, die sich Liebe nennt und mit der Beziehung zu Onassis eine nie gekannte Intensität erfährt.

 

Vor den Augen der Presse in aller Öffentlichkeit breit getreten, lebt das scheinbar ungleiche Paar vorerst unbehelligt seine amouröse Liebschaft aus.

 

©Nicole Hacke / Operaversum

Doch Onassis, der sich zunehmend seiner griechischen Wurzeln bewusst wird, ergo Tradition und familiäre Verpflichtungen hochhält, entzieht sich peu à peu der klammernden Operndiva, die nichts lieber als ihren veritablen Status als Frau an der Seite des Reeders legitimieren möchte.

 

Unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit bringt die Callas den gemeinsamen Sohn Omero zur Welt, ein Hoffnungsschimmer, der ihre große Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und Liebe endlich stillen soll. 

 

Doch nur für ein paar Stunden erblickt das Neugeborene das Licht der Welt, bevor sein kleiner glimmender Stern für immer verglüht.

 

Innerlich zerbrochen, äußerlich stoisch überlebt die Callas den Tod von Aristoteles Onassis, bevor sie 1977 in ihrer Pariser Wohnung verstirbt und der Nachwelt nur eines hinterlässt:

 

Ihre unvergleichlich verzaubernde Stimme, die auch heute noch auf Tonträger vom großen Schmerz ihres Lebens erzählt.

 

Aus der Erzählperspektive des ungeborenen Sohnes Omero kreiert Eva Baronsky eine wunderbar intime Atmosphäre, in der man die geschützte Gedankenwelt der großen Diva ungehindert durchdringt.


©Warner Bros Music

"The ultimate Live Collection Remastered" ist eine traumhafte Kompilation sämtlicher Opernarien der unvergesslichen Diva auf 2 Cds zusammengeführt.

 

©Medici TV / über youtube zur Verfügung gestellt

Maria Callas singt "o Mio babbino caro", eine Arie aus Puccinis Oper "Gianni Schicchi". Absolut gefühlvoll und mit einer leidenschaftlichen Hingabe versehen, schaffte es die Callas jede Gefühlsregung stimmlich zu transportieren. Man könnte auch meinen, ihre Seele war ein offenes Buch, das für jeden einsehbar schien, wenn sie nur sang.


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